(Planung und Bau 2015 - 2017)
von Stefan Goeritz
In Waldkirch hat die Firma Sick Sensor Intelligence ihren Firmensitz. Sie ist bekannt als einer der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands, Förderer von Ausbildung und nachhaltigen Ausbildungsprojekten, Förderer von "Jugend forscht" und vieles mehr.
Die Firma wurde 1946 von Erwin Sick in Vaterstetten bei München gegründet und siedelte 1956 nach Waldkirch um. Nach dem Tod des Firmengründers übernahm seine Frau Gisela die Unternehmensleitung als Hauptgesellschafterin.
Die Familie Sick hat sich in Waldkirch auf vielfältigste Weise in das öffentliche Leben miteingebracht. Waltraut Sick, die Tochter von Gisela und Erwin Sick, war bis zu ihrem Tod im Jahr 2013 Mäzenin des Georg-Scholz-Hauses in Waldkirch. Gisela Sick übernahm danach die Förderung des Hauses, so dass wir dort im 2013 das Georg-Scholz-Haus der Kultur ins Leben rufen konnten.
Gisela Sicks Augenmerk richtet sich stets auf die Förderung der Jugend in der Stadt Waldkirch. Hatte sie schon die Errichtung der städtischen Kindertagesstätte "Pfiffikus" maßgeblich unterstützt, so plante sie 2015 die Einrichtung eines Bildungshauses auf dem Campus des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Ausgangspunkt der Planung war zunächst eine Mensa für Schüler der umliegenden Schulen. Damit sollten diese in den Genuss einer Küche kommen, für die auch die Firma Sick mit ihrem Firmenrestaurant (nicht Kantine!) berühmt ist. Darauf folgte die Überlegung, ob man im gleichen Haus nicht auch die Musikschule unterbringen könne. Zur langfristigen Finanzierung sollten dann auch die Sick- Akademie sowie die Ausbildungsabteilung der Firma Sick als Mieter im Haus untergebracht werden. Diese Idee wurde teilweise verworfen, weil das Haus auf dem Schulhof schlicht zu groß geworden wäre. Also wurde die Sick-Akademie aus der Planung wieder herausgenommen, so dass nun ein dreistöckiges Gebäude entsteht: EG Mensa, 1. OG Sick Ausbildung, 2.OG Musikschule. Bauherrin ist die Gisela und Erwin Sick Stiftung, mit der Planung des Gebäudes wurde das Architekturbüro Hank + Hirth beauftagt. Der Umzug in das neue Gebäude ist für den Sommer 2017 geplant.
Interessanterweise haben auch die aktuellen Unterrichtsräume der Musikschule in der Schlettstadtallee einen Bezug zur Firma Sick, welche hier bis 1977 ihren Firmensitz hatte. Dieses Gebäude allerdings hat als Teil eines geplanten städtebaulichen Sanierungsareals eine eher ungewisse Zukunft. Insofern kam das Angebot eines Schulneubaus zur perfekten Zeit. Abgesehen von der Chance, in Zukunft ein Gebäude mit idealen akustischen Voraussetzungen zu nutzen, ist der Neubau für uns auch die Gelegenheit, unserer inhaltlichen Neukonzeption noch mehr Raum zu geben.
Unterricht jederzeit
Einer der wesentlichen Bausteine dieses Konzepts ist die Übertragung der Arbeitsweisen des Georg-Scholz-Hauses der Kultur auf die gesamte Schule. Da wir uns natürlich auch im neuen Gebäude räumlich beschränken müssen, wird der Silent-Instrumente-Bereich mit in das neue Haus übernommen. Hier können dann bis zu 20 Musiker gleichzeitig üben, miteinander musizieren oder an Laptops arbeiten, wodurch wir quasi 20 Überäume einsparen können. Neu hinzu kommen Überäume für die Instrumente, die sich nicht dämpfen lassen oder nicht in Silent-Varianten zur Verfügung stehen. Das sind vor allem die Holzbläser und das Akkordeon.
Ziel ist wie im Georg Scholz Haus, dass Schüler die Musikschule täglich besuchen können, so dass das Üben und der Unterricht zu einer ständig anpassbaren für jeden Schüler "maßgeschneiderten" Musiziereinheit verschmelzen.
Lebensraum
Da im Erdgeschoss des Hauses die Mensa für drei Schulen untergebracht ist, ist das Bildungshaus nicht nur als Schule sondern vielmehr als Lebensraum für die Schüler gedacht. Sie können in Freistunden, der Mittagspause oder nach dem Schulunterricht essen, ausruhen und ihr Instrument spielen, das während der Schulwoche in der Musikschule gelagert werden kann. Geplant ist auch, dass die Räume der Früherziehung in der Mittagspause den Schülern als Ruhe- und Hörräume zur Verfügung stehen könnten.
Die Grund- und Gemeinschaftsschule Kastelbergschule, die als Ganztagesschule konzipiert ist, ermöglicht ihren Schülern, täglich in der "Kulturzeit" ihr Instrument zu üben. Dabei bilden die Schüler Gruppen, in denen sie auch während der von der Musikschule angebotenen Instrumental-AGs unterrichtet werden. Da dies bei der hohen Anzahl musizierender Schüler mit einem enormen Raumbedarf verbunden ist, kann die Nutzung der nahegelegenen Musikschule die Durchführung dieses Konzepts sehr vereinfachen.
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